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Pressemitteilung

„Das Geld ist außerhalb jeglicher Kontrolle“

„Geld regiert die Welt – doch wer regiert das Geld?"
Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Wolfgang Kessler blieb bei dem Vortragsabend von ÖDP, KLB und KEB im Gasthaus Schachtl die Antwort nicht schuldig: Eine  Finanzoligarchie bestehend aus Steueroasen – es gibt sie auch in Europa -, Hegdefonds und den Investmentbanken würden nach Ansicht von Dr. Kessler das Geld  regieren.
Vor rund 50 Zuhörern erläuterte der Referent in seinem informativen Vortrag auch, wie es dazu kam und was der „Nährboden“ für die Finanzkrise war: Ein wesentlicher Grund sei die Abkehr vom Bretton-Woods-System gewesen, die Bindung der Leitwährung Dollar an Gold wurde aufgegeben und seitdem kann man mit Währungen an den Börsen spekulieren: „Es entstand ein Markt an Geld auf globalen Banken, das nicht mehr von den Zentralbanken kontrolliert werden konnte“ so Dr. Kessler.  Zudem fließt seit den 1980er-Jahren immer mehr Geld aus US-Pensionsfonds auf die Finanzmärkte. Doch damit nicht genug: Ebenfalls seit den 1980er-Jahren sorgt der Wirtschaftliberalismus dafür, dass „das Biest Finanzmarkt“ immer mehr Futter bekam. In diesem Zusammenhang wurden nicht nur immer mehr Schranken auf dem Finanzmarkt abgebaut, sondern auch immer mehr staatliche Leistungen privatisiert: „Hohe Gewinne und Vermögen, die schneller als die Löhne steigen, speisen die Finanzmärkte“ so der Wirtschaftswissenschaftler. Nach der Überwindung des real existierenden Sozialismus 1989 eroberte dieser Wirtschaftsliberalismus die ganze Welt: „Seitdem geht es nur noch um Spekulation, das Ziel und der Zweck von Bankgeschäften änderte sich grundlegend“ so der Referent und untermauerte dies mit Zahlen: „An den Devisenbörsen werden täglich 3000 Milliarden Dollar umgesetzt, obwohl nur 50 benötigt werden, um alle Waren und Dienstleistungen zu bezahlen“ – dieses spekulative Karussell drehe sich zudem  immer schneller: „Wurden pro Sekunde vor zehn Jahren 45 Wertpapiergeschäfte an einer Börse getätigt, so sind es heute 3000“  so Dr. Kessler.
Die Finanzkrise offenbare zudem die „Strukturfehler des Finanzsystems“, es ist ein System „das die persönliche Verantwortung ausblendet und die Gier belohnt“. Und es ist ein System, das jahrzehntlang von der Politik „befeuert wurde“. Es sei „ausgerechnet die rot-grüne Koalition“ gewesen, welche Deutschland den Spekulanten die Tür geöffnet habe und die Hedgefonds  ins Land gelassen haben. Und heute? „Während die Banken spekulieren wie eh und je, werden die Verluste der Finanzkrise sozialisiert und die Regierungen haben die Schulden- und Eurokrise.
Zwar bekannte sich Dr. Wolfgang Kessler in diesem Zusammenhang zum Euro, er habe jedoch zwei Geburtsfehler: Die „Illusion“ dass man Währungen unterschiedlicher Volkswirtschaften zusammenbinden könne und die Tatsache, dass nun die Leitzinsen einheitlich für alle festgelegt würden – unabhängig wie hoch die Inflation in den einzelnen Ländern sei.
Als Folge davon forderte Dr. Wolfgang Kessler einen anderen Umgang mit Geld und zeigte Wege aus der Katastrophe auf: Als ersten Punkt forderte er die Abkehr vom Wirtschaftsliberalismus und sprach sich für einen Mindestlohn und einer höheren Besteuerung der Besserverdienenden aus. Auch bräuchten die Finanzmärkte klare Regeln, besonders schädliche Formen von Spekulationen wie Leerverkäufe müssten verboten werden. Darüber hinaus ist ein großer Schuldenerlass unerlässlich, so wie es gerade mit Griechenland – wenn auch eigentlich zu spät – passiert sei. Ebenso sei eine Finanztransaktionssteuer und eine Trennung von Investmentbanken und Geschäftsbanken notwendig. Damit künftig wieder mehr Geld in die eigene Region fließt, könnten Banken Regionalsparbriefe oder Umweltsparbriefe herausgeben oder sogar wie im Chiemgau eine eigene regionale Währung unterstützen.
In der anschließenden von KLB-Vorsitzenden Alfred Hainthaler geleiteten Diskussion ging es auch darum, was jeder Einzelne tun könne. Nach Auffassung des Referenten müssten die Deutschen kritischer bei Geldanlagen werden, „es gibt sinnvolle Anlagealternativen“ so Kessler.
ÖDP-Fraktionsvorsitzender Sepp Rettenbeck konnte in seiner Begrüßung unter den Zuhörern auch die Kreisräte Olga Berger, Josef Lirsch und Albert Madl, die Bürgermeister Werner Schießl und Ludwig Eder, für den BN Marianne Watzenberger sowie KLJB-Kreisvorsitzende Corinna Werner begrüßen.


 

 

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